Definition: Segmentierungsprinzip
In der CTML wurde im Kontext dynamischer Visualisierungen das sogenannte Segmentierungsprinzip postuliert. Als Segmentierungsprinzip bezeichnet man die lernförderliche Wirkung durch die Präsentation multimedialer Botschaften in Form von lerngerechten Abschnitten im Vergleich zur Darbietung als durchgängige Einheit (Mayer, 2005c). Bei diesem Prinzip wird eine Animation in einzelne Teilsegmente untergliedert, die der Lernende durch eine "Weiter-Taste" nacheinander aktivieren kann. Diese Animation dürfte laut dem Segmentierungsprinzip in früheren Versionen der CTML als chunking principle bezeichnet (Mayer, 1999) zu besseren Lernleistungen führen als die Präsentation der gesamten Animation ohne Unterbrechung. Innerhalb der CATLM wird der Effekt neuerdings auch Schrittsteuerungsprinzip (pacing principle) genannt.
Definition: Interaktivitätsprinzip
Gelegentlich wird statt des Segmentierungsbegriffes auch die Bezeichnung Interaktivitätsprinzip verwendet (Robinson, 2004). Interaktivität ist in diesem Zusammenhang als Kontrolle über die Geschwindigkeit der multimedialen Botschaft definiert (Bétrancourt, 2005). Diese Art der Interaktivität ließe sich auch als Benutzerkontrolle bezeichnen.
Erklärungsansatz
Theoretisch begründet wird das Segmentierungs- bzw. Interaktivitätsprinzip mit der kognitiven Überlastung, welche die kognitive Kapazität der beiden Subsysteme des Arbeitsgedächtnisses bei zu schneller Darbietung der multimedialen Botschaft übertrifft. Nach Mayer (2005c) sollte das Segmentierungsprinzip in Situationen zum Einsatz kommen, in denen beide Kanäle (visuell-räumliche Notiztafel und phonologische Schleife) gleichzeitig über Gebühr beansprucht werden. Dies könne zum Beispiel bei einer zu schnell dargebotenen Animation mit gesprochenem Begleitkommentar auftreten. In diesem Fall gelänge es dem Lernenden durch die kognitive Überlastung nicht mehr, die Textinhalte zu einem verbalen Modell und die Bildinhalte in einem visuellen Modell zu organisieren und schließlich beide Modelle zu einem einzigen zu integrieren. Das Lernmaterial würde in der Folge nicht vollständig verstanden. Könne der Lernende jedoch die Präsentationsgeschwindigkeit der Animation selbst bestimmen, so stünde für die notwendigen kognitiven Prozesse genügend Zeit zur Verfügung. Dadurch würden Lernende die Lerninhalte besser verstehen (Mayer, 2005c).
Empirische Belege
Empirische Stützung erfährt das Segmentierungsprinzip durch mehrere Untersuchungen (z.B. Mayer und Chandler, 2001; Mayer, Dow et al., 2003; Mayer et al., 1999; Price, 2004; Schwan, Garsoffky und Hesse, 2000; Stiller et al., 2009). Kritisiert werden kann, dass Lernende durch das Segmentierungsprinzip mehr Zeit mit dem multimedial präsentierten Lerninhalt verbringen können. Hierdurch ist die Vergleichbarkeit zur Kontrollgruppe nicht mehr gewährleistet, sofern die Zeit nicht als Drittvariable in die Datenauswertung einfließt.
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