(Hyper-)Texte
Gliederung Ordnung
Auch das zweite Merkmal "Gliederung Ordnung" wird wie das Merkmal Einfachheit von den Autoren als besonders wichtig erachtet. Texte sollten möglichst gut gegliedert sein.
Gliederung Ordnung
Dieses Verständnismerkmal bezieht sich auf die innere Ordnung und äußere Gliederung des Textes:
- Innere Ordnung: Informationen werden in einer sinnvollen und nachvollziehbaren Reihenfolge präsentiert. Der "rote Faden" ist für den Lernenden zudem deutlich zu erkennen.
- Äußere Gliederung: Der Text wird durch Überschriften, Vorbemerkungen, Marginalien ("Randbemerkungen"), einem abschließenden Fazit bzw. einer Zusammenfassung und/oder Ähnlichem übersichtlich gruppiert.
Ungegliedertheit, Zusammenhangslosigkeit
Im Gegensatz dazu zeichnet sich ein zusammenhangloser Text durch fehlende Gliederung und unübersichtliche Darstellung aus. Der "rote Faden" ist hier nicht erkennbar und wesentliche Informationen können nicht oder kaum von unwesentlichen Informationen unterschieden werden.
Bezug zum Signalisierungsprinzip
Das Merkmal "Gliederung Ordnung" kann unmittelbar auf das Signalisierungsprinzip der CTML bezogen werden. Dieses Prinzip postuliert, dass tiefere Verständnisprozesse in multimedialen Lernumgebungen auftreten, wenn Hinweiszeichen die Organisationsstruktur des Kerninhaltes hervorheben (Mayer, 2005d). Zum Beispiel stellen die Betonung von Schlüsselwörtern in mündlich präsentierten Lerntexten, aber auch Unterstreichungen, Fettdruck, Nummerierungen oder Überschriften in schriftlich dargebotenen Lernmaterialien solche Hinweiszeichen dar (vgl. auch Garner, Brown, Sanders und Menke, 1992; Robinson, 2004). Auch in Hypertexten können Signalisierungen zum Einsatz gelangen. Beispielsweise kann die derzeitige Position in der hierarchisch-sequentiellen Struktur (Abbildung 14) des Hypertextes farblich hervorgehoben werden. Dies wird vor allem für Novizen als wichtige Orientierungshilfe betrachtet (Chen, S. Y., Fan und Macredie, 2006; Hofman und van Oostendorp, 1999).
Erklärungsansatz
Begründet wird das Signalisierungsprinzip mit dem begrenzten Arbeitsgedächtnis, welches durch ergänzende Informationen überlastet werden kann. Die fehlenden kognitiven Ressourcen zur Beschäftigung mit den Kerninhalten führen dementsprechend zu einer Reduktion des Verständnisses. Statt wie beim Kohärenzprinzip vorgeschlagen gänzlich auf die ergänzenden Informationen zu verzichten, empfiehlt das Signalisierungsprinzip, auf die zentralen Lerninhalte hinzuweisen. Dadurch werde die Aufmerksamkeit des Lernenden auf die Kerninhalte gelenkt, so dass größere kognitive Ressourcen für diese zur Verfügung gestellt würden und zudem dabei geholfen werde, das Lernmaterial adäquat zu organisieren (Mayer, 2005d).
Empirische Belege
Mehrere Befunde belegen, dass Signalisierungen Lernenden behilflich sein können, Texte zu organisieren (z.B. Loman und Mayer, 1983; Lorch und Lorch, 1996; Rickards, Fajen, Sullivan und Gillespie, 1997; Surber und Schroeder, 2007). Auch für multimediale Botschaften und wissenschaftliche Diagramme existieren Studien, die das Signalisierungsprinzip teilweise oder gänzlich stützen (z.B. Jamet, Gavota und Quaireau, 2008; Mautone und Mayer, 2001, 2007; Naumann, Richter, Flender, Christmann und Groeben, 2007).