(Hyper-)Texte
Anregende Zusätze
Gestaltungsempfehlung
Um dem lernhinderlichen Effekt zu begegnen, bietet sich laut Kohärenzprinzip der CTML der Verzicht auf alle interessanten, aber für das Verständnis nicht unmittelbar relevanten Materialien an. Dies erleichtert zugleich auch den Prozess, wesentliche Informationen aus dem Lernstoff herauszufiltern (Mayer und Moreno, 2003). Beim "Hamburger Verständlichkeitskonzept" von Langer et al. (2006) wird hingegen eine gelungene Mischung aus nicht zu vielen und nicht zu wenigen anregenden Zusätzen postuliert (vgl. auch die Gestaltungsempfehlungen zu Info- und Edutainment bei Mangold, 2004).
Empirische Belege
Bezüglich des seductive detail Effekts ist die empirische Befundlage uneinheitlich (Goetz und Sadoski, 1995a, 1995b; Lehman et al., 2007; Schraw und Lehman, 2001; vgl. im Gegensatz dazu Mayer, 2005d; Thalheimer, 2004). Einige Forscher können erwartungsgemäß negative Effekte durch das Hinzufügen von seductive details in Form von Texten feststellen. Dies betrifft die Behaltensleistungen der Lernenden (z.B. Garner, Gillingham und White, 1989; Harp und Mayer, 1997, 1998; Lehman et al., 2007; Mayer, Bove, Bryman, Mars und Tapangco, 1996, Exp. 3; Mayer et al., 2001) und/oder deren Verständnisleistungen (z.B. Harp und Mayer, 1997, 1998; Lehman et al., 2007; Mayer et al., 2001; Mayer und Jackson, 2005). Einzelne Studien bleiben hingegen ohne eindeutiges Ergebnis hinsichtlich des Behaltens (z.B. Garner und Gillingham, 1991; Schraw, 1998) oder des Verständnisses (z.B. Mayer et al., 1996, Exp. 3).
Kritik
Zahlreiche Untersuchungen zum seductive detail Effekt werden aufgrund verschiedener methodischer Probleme kritisiert (z.B. Goetz und Sadoski, 1995a; Goetz und Sadoski, 1995b; Thalheimer, 2004). So kann bemängelt werden, dass in einigen Studien keine Kontrollgruppe ohne seductive details zum Einsatz kommt. Die sehr kurzen Lern- und Abfragezeiten von durchschnittlich jeweils etwa vier Minuten (Thalheimer, 2004) stellen die Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse in Frage. Besonders problematisch sind zu knapp bemessene Abfragezeiten, wenn die Lernenden aufgefordert werden, alles aufzuschreiben, was ihnen einfällt (z.B. bei Harp und Maslich, 2005). In diesem Fall werden Teilnehmer benachteiligt, die seductive details erhalten haben, da sie in vielen Studien zwischen 30-40% mehr Informationen präsentiert bekommen (Towler, 2009) und dadurch mehr erinnern und niederschreiben müssen. Zudem bleiben die Lernzeiten sofern die Lerner selbst entscheiden können, wie lange sie sich mit den Materialien beschäftigen wie auch das Vorwissen der Probanden in fast allen Untersuchungen bei der Datenauswertung unberücksichtigt. Ebenso werden in sämtlichen, mir bekannten Arbeiten zum seductive detail Effekt keinerlei Teststärkenangaben aufgeführt. Dadurch ist unklar, ob ein ausbleibender seductive detail Effekt auch auf eine zu geringe Versuchspersonenanzahl zurückgeführt werden kann. Des Weiteren kann kritisch angemerkt werden, dass Mayer (2005d) im Rahmen seiner CTML einseitig Arbeiten zitiert, die den Kohärenzeffekt bestätigen.