Bilder
Fazit und Bezug zu E-Learning Theorien
Sofern Bilder bzw. Text-Bild-Kombinationen in multimedialen Lernumgebungen zum Einsatz gelangen sollen, sind Text- und Bildelemente nach Möglichkeit physikalisch zu integrieren. Zudem sind das visuelle und akustische Arbeitsgedächtnis möglichst parallel zu nutzen, beispielsweise durch die Verwendung eines Audiokommentars anstelle einer schriftlichen Legende. Diese Gestaltungsrichtlinien empfehlen sich bei einer hohen Komplexität der Lernmaterialien. Ob dekorative Bilder grundsätzlich vermieden werden sollten, ist in der E-Learning Forschung aufgrund der inkonsistenten empirischen Befundlage noch ungeklärt.
Bezug zur CLT und CTML
Die empirischen Befunde zu den aufgeführten Gestaltungsprinzipien stammen vornehmlich aus der CLT von Sweller und CTML von Mayer. Mehrheitlich stützten die empirischen Untersuchungen die genannten Gestaltungsrichtlinien und damit auch die CLT und CTML selbst. Als Ausnahme gilt das Kohärenzprinzip der CTML, zu dem uneinheitliche empirische Ergebnisse vorliegen.
Exkurs: Die Experimentalserien von Francis M. Dwyer
In der Forschung existieren unzählige Untersuchungen, die sich mit den Auswirkungen von Bildern auf den Lernprozess beschäftigen. Besonders detailliert und umfassend hat sich Dwyer (1972) mit dieser Fragestellung befasst. Er verwendete einen Lerntext mit ca. 2000 Wörtern sowie unterschiedliche Abbildungen. Thematisch ging es durchweg um die Anatomie und Funktion des menschlichen Herzens. In seinen Studien an insgesamt über 6000 Probanden kamen unter anderem einfache Strichzeichnungen, aber auch farbige und schwarzweiße Fotographien des Herzens zum Einsatz.
Dwyer fand unter anderem heraus, dass die Komplexität der Visualisierung abhängig von der verfügbaren Lernzeit sowie dem Lernkriterium war. Bei Zeitbeschränkung erweisen sich einfache Strichzeichnungen als besonders lernförderlich, während bei unbegrenzter Lernzeit detaillierte und realistische Abbildungen von Vorteil sein können. Diese Ergebnisse zeigen zudem, dass die Lernzeit eine wichtige Variable in Untersuchungen darstellt, die es zu berücksichtigen gilt.
Des Weiteren konnte Dwyer zum Teil eine Diskrepanz zwischen der subjektiven Einschätzung der Lernenden und deren objektive Lernleistungen feststellen (vgl. hier). So präferieren viele Studierende beispielsweise detaillierte, farbige Illustrationen, die sich aber keineswegs durchgängig als lernförderlich herausgestellt haben. Dwyer konnte ferner nachweisen, dass das Vorwissen eine wichtige Moderatorvariable beim Lernen mit Bildern darstellt. Zudem kritisierte bereits Dwyer den pauschalen Vergleich zwischen statischen und dynamischen Visualisierungen aufgrund der inkonsistenten empirischen Befundlage und der nicht validen Vergleichsmöglichkeit.
Wie bei jedem Experiment lassen sich auch Dwyers (1972) Studien kritisieren. So adjustierte er in seinen Auswertungen zum Beispiel nicht den Alphafehler. Auch die Informationsäquivalenz wurde für die verschiedenen Versuchsbedingungen nicht vollkommen eingehalten. Gleichwohl stellen seine Experimentalserien ausgezeichnete empirische Arbeiten dar, die auch heute noch in vielerlei Hinsicht als Vorbild für Untersuchungen zum multimedialen Lernen dienen können. Besonders seiner Auflistung zu berücksichtigender Variablen (Dwyer, 1972, S. 95) beim Lernen mit Bildern (wie etwa Lernziele, Lernereigenschaften, Darstellungsart und -typ sowie Signali-sierungstechniken) sollte größere Beachtung geschenkt werden.