In der CLT stellt die Elementinteraktivität nicht nur das zentrale Konstrukt im Rahmen der intrinsischen kognitiven Belastung dar, sondern hierzu wurde im Hinblick auf
die Gestaltung von Lernmaterialien auch ein eigener Effekt postuliert. Dieser Elementinteraktivitätseffekt spezifiziert dabei, unter welchen Bedingungen die drei Gestaltungsempfehlungen der CLT, nämlich der Split-Attention-, der Modalitäts- und der Redundanzeffekt, wirksam sind (Sweller, 2002). Bei niedriger Aufgabenkomplexität bringen die drei Effekte kaum Lernvorteile mit sich, während
bei einer hohen intrinsischen, kognitiven Belastung, also bei Aufgaben mit hoher Elementinteraktivität, sich deren Wirkung besonders deutlich entfaltet (vgl. auch Abbildung 9).
Erklärungsansatz
Erklärt wird der Effekt damit, dass Lernmaterialien mit geringer Elementinteraktivität auch bei ungünstiger Gestaltung der
Materialien nicht zu einer Überlastung des Arbeitsgedächtnisses führen. In diesem Fall kann die Verarbeitung der Elemente
nämlich konsekutiv (aufeinanderfolgend) erfolgen. Bei hoher Elementinteraktivität müssen die einzelnen Elemente hingegen simultan
bearbeitet werden. Dadurch wirkt sich eine ungünstige Gestaltung besonders lernhinderlich aus.
Empirische Belege
Empirisch wird der moderierende Einfluss der Elementinteraktivität bezüglich des Effekts der geteilten Aufmerksamkeit und
des Redundanzeffekts beispielsweise durch die Befunde von Sweller und Chandler (1994), Chandler und Sweller (1996) sowie die
Metaanalyse von Ginns (2006) belegt. Auch der Modalitätseffekt tritt nur bei hoher Elementinteraktivität in Erscheinung (Ginns,
2005; Marcus, Cooper und Sweller, 1996; Tindall-Ford, Chandler und Sweller, 1997). Der Elementinteraktivitätseffekt wirkt
sich mutmaßlich auch auf weitere Designempfehlungen der CLT aus. Dabei steht die empirische Absicherung zum Teil noch aus
(Sweller, 2004), zum Teil wie für den Imaginations- und den Expertise-Umkehr-Effekt konnte sie bereits erbracht werden (z.B. Leahy und Sweller, 2005).