Bilder
Vermeidung dekorativer Bilder!?
Definition: Dekorative Bilder
Rein dekorative Bilder sind ästhetisch ansprechende Bilder mit einem relativ geringen Informationsgehalt (Lenzner, 2009). Zum Beispiel kann ein schöner Sonnenuntergang als dekoratives Bild für Lernmaterialien zum Thema Licht und Schatten dienen. Wie bei den anregenden Zusätzen in (Hyper-)Texten ist auch bei dekorativen Bildern unklar, ob sich diese als lernförderlich oder lernhinderlich erweisen.
Angenommene negative Effekte
Vertreter der CLT und CTML argumentieren, dass dekorative Bilder vermieden werden sollten, da sie für das Verständnis des eigentlichen Lernstoffes entbehrlich seien. Vor allem aber würden derartige Bilder als extrinsische kognitive Belastung das begrenzte Arbeitsgedächtnis unnötig überlasten. Dadurch fehlten kognitive Ressourcen zur Beschäftigung mit den Kerninhalten, die in der Folge zu einer Verschlechterung der Verständnisleistungen führen können (Mayer, 2005d). Der damit zusammenhängende, lernbeeinträchtigende Effekt wird wie bei Texten auch bei Bildern als Kohärenzprinzip oder seductive detail Effekt bezeichnet. Andere Erklärungen betreffen etwa die Konstruktion inadäquater Schemata durch die Verwendung dekorativer Bilder.
Angenommene positive Effekte
Befürworter dekorativer Bilder weisen hingegen auf potentielle positive motivationale und emotionale Auswirkungen durch den Einsatz dieser Bilder hin. Zum Beispiel könnten Lernmaterialien durch dekorative Bilder interessanter, abwechslungsreicher oder ansprechender auf die Lernenden wirken. Derartige Effekte würde man im Kontext kognitiver Modelle zumeist nicht messen. Daher sei es nicht weiter verwunderlich, wenn diese förderlichen Wirkungen in Untersuchungen nicht zu finden seien.
Empirische Belege
Sowohl für Texte als auch für Bilder (z.B. Levin et al., 1987) ist die Befundlage zu anregenden Zusätzen bzw. dekorativen Elementen uneinheitlich. So werden für seductive details in Form von Abbildungen sowohl stützende Befunde für die Eliminierung dieser Bilder berichtet (z.B. Harp und Mayer, 1997, 1998; Mayer und Jackson, 2005) als auch solche, in denen dies nicht der Fall ist (z.B. De Westelinck et al., 2005). Dekorative Bilder werden von Lernenden mitunter nur kurzfristig betrachtet und beeinträchtigen dadurch die Lernleistungen nicht negativ (Rey, eingereicht).
Methodische Probleme und weitere Anregungen
In sämtlichen aufgeführten stützenden Untersuchungen zur Vermeidung dekorativer Abbildungen erfolgte eine Konfundierung (Vermischung) mit zusätzlichen Bildunterschriften. Somit ist unklar, ob die Illustrationen selbst oder die dazugehörigen Bildunterschriften (oder beides gemeinsam) für den negativen Einfluss auf die Lernleistungen verantwortlich sind. Neben der Beachtung dieser Konfundierung wäre in zukünftigen Studien die Berücksichtigung motivationaler und emotionaler Auswirkungen dieser Zusätze sinnvoll. Denkbar wäre auch die Überprüfung eines umgekehrt u-förmigen Zusammenhanges im Hinblick auf die resultierenden Lernleistungen. Bei diesem Zusammenhang ergäben sich die besten Leistungen bei einem mittleren Grad an anregenden Elementen. Dabei müsste geprüft werden, ob Lernmaterialien nicht zu viele und nicht zu wenige dekorative Bilder enthalten sollten. Diesen "goldenen Mittelweg" postulieren die Autoren des "Hamburger Verständlichkeitskonzeptes" für anregende Textzusätze.