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Integration von Text- und Bildelementen
Erklärungsansätze
Zur Vermeidung des Effektes der geteilten Aufmerksamkeit finden sich in der Literatur verschiedene Erklärungsansätze:
- Reduktion des extrinsischen Cognitive Load: Erklärt wird der Effekt gewöhnlich damit, dass die Trennung von aufeinander bezogenen Informationsquellen (Abbildung 15) eine mentale Integration erforderlich macht und somit eine Erhöhung des extrinsischen Cognitive Load bewirkt. Dadurch reduziert sich die lernrelevante, kognitive Belastung und führt in der Folge zu einer Minderung der Lernleistung. Durch physikalische Integration multipler Informationsquellen kann dieser negative Effekt verhindert werden.
- Erhöhung des germane Cognitive Load: Ergänzt wird die genannte Erklärung durch Cierniak, Scheiter und Gerjets (2009), die durch die physikalische Integration multipler Informationsquellen eine separate lernförderliche Erhöhung des germane CL vermuten. Die Ergebnisse des durchgeführten Experiments der Autoren deuten darauf hin, dass sowohl ein Rückgang des extrinsischen CL als auch eine Erhöhung des germane CL den Split-Attention Effekt bedingen.
- Vermeidung der visuellen Suche: Einen weiteren Erklärungsansatz liefert die CTML im Rahmen des räumlichen Kontiguitätsprinzips. Dieses Prinzip postuliert ein tieferes Verständnis durch eine multimediale Botschaft, wenn die korrespondierenden Wörter und Bilder in räumlicher Nähe zueinander dargeboten werden (Mayer und Moreno, 2003). Begründet wird das räumliche Kontiguitätsprinzip mit der visuellen Suche während des Lernprozesses. Bei fehlender räumlicher Nähe muss der Lernende zwischen Text und Visualisierung hin und her springen, was zu einer erhöhten irrelevanten kognitiven Belastung führt. Blickbewegungsstudien von Hegarty, Carpenter und Just (1996) stützen den Erklärungsansatz für das räumliche Kontiguitätsprinzip.
Empirische Belege
Der Effekt der geteilten Aufmerksamkeit wurde ursprünglich nur für ausgearbeitete Lösungsbeispiele angenommen (Sweller, 2004). Er kann jedoch für zahlreiche Lernmaterialien empirisch nachgewiesen werden (z.B. Brünken und Leutner, 2001; Chandler und Sweller, 1991, 1992, 1996; Ginns, 2006; Mayer und Moreno, 1998b; Moreno und Mayer, 1999a, 2002b; Tarmizi und Sweller, 1988). In einer Untersuchung von Craig, Gholson und Driscoll (2002) zu computergenerierten, animierten Charakteren, die das Lernen in multimedialen Lernumgebungen erleichtern sollen, ließ sich der Effekt der geteilten Aufmerksamkeit jedoch nicht nachweisen. De Westelinck et al. (2005) fanden in einer Studie mit drei Teilexperimenten zum räumlichen Kontiguitätsprinzip sogar Transferleistungen von Lernenden, die dem genannten Prinzip vollkommen widersprechen. Die Metaanalyse von Ginns (2006), in der 37 Einzelstudien zum Effekt der geteilten Aufmerksamkeit berücksichtigt wurden, bestätigt jedoch insgesamt, dass der Effekt stabil und praktisch bedeutsam ist. Er tritt allerdings nur bei hoher Elementinteraktivität nachweislich in Erscheinung.