Nicht in allen Situationen können Texte und Bilder physikalisch integriert werden, wie auf den vorherigen Webseiten postuliert.
Beispielsweise kann ein Bild zu groß und komplex sein. In diesem Fall stellt sich die Frage, ob das Bild vor oder hinter dem
Text platziert werden sollte. Schnotz (2005) postuliert im Rahmen seines integrativen Modells des Text- und Bildverständnisses, dass Bilder vor der korrespondierenden Textpassage eingefügt werden sollten. Diese Gestaltungsempfehlung wird als Bild-Text Reihenfolgeprinzip (picture-text sequencing effect) bezeichnet.
Erklärungsansatz
Erklärt wird der angenommene Effekt damit, dass jede Textbeschreibung immer etwas unspezifischer sei und sich nie eindeutig
zu einem konkreten Bild oder einem spezifischen mentalen Modell zuordnen lasse (Schnotz, 2005). Zum Beispiel ist bei dem Satz
"Er hält eine Nussecke in der Hand" unklar, in welcher Hand sich die Nussecke befindet. Zwar kann der Satz spezifiziert und
erweitert werden ("Er hält eine Nussecke in der linken Hand"), doch dabei werden nie sämtliche Uneindeutigkeiten beseitigt.
Stattdessen lässt der Satz einen gewissen Interpretationsspielraum bei der Erstellung eines mentalen Modells zu. Das anschließend
dargebotene Bild weicht somit vermutlich von dem ursprünglich generierten mentalen Modell ab, was zu Interferenzen, d.h. hier
Lernbeeinträchtigungen führen kann (Schnotz, 2005). Wird das Bild hingegen im Vorfeld der Textpassage präsentiert, sollten
diese negativen Auswirkungen nicht auftreten.
Empirische Belege
Schnotz (2005) führt zu der genannten Gestaltungsempfehlung stützende empirische Befunde an (Kulhavy, Stock und Caterino,
1994).