Problemlöseaufgaben
Verwendung variabler Problemlöseaufgaben
Definition: Variabilitätseffekt
Problemlöseaufgaben können laut CLT auch durch den sogenannten Variabilitätseffekt optimiert werden (vgl. auch das "shuffled format" z.B. bei Rohrer und Taylor, 2007). Nach diesem führt eine erhöhte Variabilität in unterschiedlichen Lernübungen zu besseren Transferleistungen (Sweller et al., 1998). Idealerweise variieren die Lernaufgaben in allen Dimensionen, die auch außerhalb des Lernkontextes einer Veränderung unterliegen. So können beispielsweise in der Lernphase unterschiedliche Rahmenbedingungen dargeboten werden oder die Art und Weise der Aufgabendarbietung erfährt eine Modifikation.
Erklärungsansätze
Sowohl die CLT als auch die CFT können als Theorien zur Erklärung des Variabilitätseffektes herangezogen werden:
- Verbesserung des Schemaerwerbs: Begründet wird der Effekt in der CLT damit, dass eine vergrößerte Variabilität die Wahrscheinlichkeit erhöht, ähnliche Merkmale in unterschiedlichen Problemsituationen zu entdecken und diese von irrelevanten Charakteristika zu unterscheiden. Hierdurch soll der Erwerb von Schemata durch den Lernenden gefördert werden. Nach den Befunden von Paas und van Merrienboer (1994) ist die damit verbundene Erhöhung der lernrelevanten kognitiven Belastung nur dann von Vorteil, wenn der extrinsische CL gering ausfällt. Ist dies nicht der Fall, können die Lernenden leicht kognitiv überlastet werden.
- Anwendungsmöglichkeiten des theoretischen Modells und Verdeutlichung von Unterschieden bei der Verwendung: Auch nach der CFT von Spiro (Jacobson und Spiro, 1995; Spiro, Coulson, Feltovich und Anderson, 1988) führt die Verwendung multipler Fallbeispiele zu besseren Transferleistungen. Hierdurch könne vor allem die Anwendung des theoretischen Modells auf verschiedene Probleme eingeübt und Nuancen bei der Verwendung der theoretischen Konzepte verdeutlicht werden.
Empirische Belege
Empirische Befunde deuten darauf hin, dass nicht jede Teilübung vollständig variiert werden muss. Stattdessen kann es bereits dann zu einem optimalen Wissenstransfer kommen, wenn die Variabilität über das gesamte Trainingsprogramm hinweg hinreichend groß ausfällt (Gerjets, Scheiter und Catrambone, 2004). Auch der Variabilitätseffekt gilt in der Literatur als gut dokumentiert (z.B. De Croock, Van Merriënboer und Paas, 1998; Jelsma und Van Merriënboer, 1989; Paas und Van Merriënboer, 1994; Quilici und Mayer, 1996; van Merriënboer, J. J. G., Schuurman, J. G., De Croock, M. B. M. und Paas, F., 2002). In der Studie von Corbalan, Kester und van Merriënboer (2009) führten Lernaufgaben, deren Oberflächenmerkmale variiert wurden, nur dann zu besseren Transferleistungen, wenn der Lerner die Aufgaben aus einer Vorauswahl aussuchen konnte. Wurden die Aufgaben hingegen durch das Programm vorgegeben, zeigte sich im Hinblick auf die Transferleistungen kein signifikanter Unterschied zwischen Aufgaben niedriger und hoher Variabilität.