Cognitive Load Theorie
Cognitive Load
Extrinsischer CL
Während sich der intrinsische CL auf das Lernmaterial selbst und das Vorwissen der Lernenden bezieht, ist der extrinsische CL auch lernirrelevante kognitive Belastung genannt von der Art der Darbietung abhängig (Sweller und Chandler, 1994). Je nach Darbietungsart kann ein Lernstoff leicht oder schwer verständlich sein. Nach der Cognitive Load Theorie ist bei der Gestaltung der Lernmaterialen das zentrale Ziel, den extrinsischen CL zu reduzieren.
Germane CL
Als dritte Quelle der kognitiven Belastung bezeichnet man den sogenannten germane CL, auch bekannt als lernbezogene oder lernrelevante kognitive Belastung (Renkl, 2004). Wie der extrinsische CL ist auch die lernbezogene kognitive Belastung von der Darbietungsart abhängig. Die germane CL wird für die Konstruktion und Automatisierung von Schemata ins Langzeitgedächtnis benötigt. Je größer die lernrelevante kognitive Belastung ist, desto besser fällt die Lern- bzw. Verständnisleistung aus. Neben dem Ziel, den extrinsischen CL so weit wie möglich zu reduzieren (siehe oben), wird durch Gestaltungsmaßnahmen versucht, die lernbezogene kognitive Belastung zu erhöhen. Neuerdings stellen einige E-Learning Forscher (z.B. Schnotz, 2009) das Konstrukt germane CL in Frage. Sie argumentieren unter anderem, dass leicht ein Zirkelschluss entstehen könne: Weil der germane CL hoch sei, werde besser gelernt. Und weil besser gelernt werde, sei der germane CL höher.
Kritik an Unterteilung des CL
Ein Problem im Kontext der Unterteilung des CL ist die fehlende Separierbarkeit der Konzepte. Bisher existieren keine Messverfahren, die eine Differenzierung der verschiedenen Arten kognitiver Belastung erlauben (vgl. Gerjets, Scheiter und Cierniak, 2009; P. A. Kirschner, 2002; Schnotz und Kürschner, 2007; Van Gog und Paas, 2008). Allerdings sollte in der Arbeit von DeLeeuw und Mayer (2008) die separate Messung der intrinsischen, extrinsischen und germanen kognitiven Belastung nachgewiesen werden. Zwei Experimente sollten dabei folgende Zusammenhänge belegen:
- Reaktionszeiten sind besonders sensitiv für Manipulationen des extrinsischen CL.
- Subjektive Lernereinschätzungen sind besonders geeignet zur Erfassung der intrinsischen Belastung.
- Transfertestleistungen können als Maß für die germane CL Verwendung finden.
Die beiden aufgeführten Untersuchungen sind jedoch meines Erachtens wenig überzeugend und weisen mehrere methodische Schwächen auf. Beispielsweise werden nicht signifikante Befunde als signifikant dargestellt. Zudem widersprechen die Ergebnisse, insbesondere aus der zweiten Untersuchung, teilweise der Dreiteilung. Des Weiteren können die niedrigen Cronbachs a-Werte als erster Hinweis auf die unzureichende Reliabilität (Zuverlässigkeit der Messung) der unidimensionalen Konstrukte betrachtet werden (vgl. jedoch hier).
Meta-CL
Valcke (2002) hat vorgeschlagen, den sogenannten Meta-Cognitive Load als vierte Quelle der kognitiven Belastung in die CLT aufzunehmen. Diese Belastung entsteht durch Monitorstrategien, die zur Überwachung von kognitiven Prozessen eingesetzt werden. Zum Beispiel stellen Kontrolle der Auswahl und Organisation von sensorischen Informationen in das Arbeitsgedächtnis oder Speicherung und Abruf von Schemata aus dem Langzeitgedächtnis in das Arbeitsgedächtnis Monitorstrategien dar. Nach Valcke (2002) ließe sich der germane CL in die Teilaspekte der Konstruktion und Speicherung von Schemata (siehe oben) und den aufgeführten Monitoraktivitäten ausdifferenzieren. Die metakognitive Kontrolle von Lernprozessen wird dabei maßgeblich durch das Ausmaß an Ambiguitätstoleranz (Toleranz gegenüber Mehrdeutigkeiten) des Lernenden beeinflusst (Stark, Mandl, Gruber und Renkl, 2002).
Der Erweiterungsvorschlag von Valcke (2002) ist bisher nicht in größerem Umfang in der CLT-Literatur aufgegriffen worden, obwohl empirische Befunde existieren, welche die Annahme eines Meta-Cognitive Load nahe legen (Stark et al., 2002) oder zumindest sehr gut mit diesem Konstrukt erklärt werden können (van Bruggen, Kirschner und Jochems, 2002; Van Gerven, Paas, Van Merriënboer und Schmidt, 2002). Zudem ließen sich durch diese Ergänzung Konzepte zur Metakognition (z.B. Bannert, 2006; Flavell und Wellman, 1977; Kuhn, 2000; Nelson und Narens, 1990) in die CLT integrieren. Wie beim extrinsischen und germane CL auch dürfte sich die Abgrenzung des Meta-CL zu anderen kognitiven Belastungsarten auf der Messebene jedoch als schwierig erweisen.