Pauschale Vergleiche
Probleme pauschaler Vergleiche
Vertrautheit/ Neuheit
Ebenfalls problematisch ist der sogenannte Neuheitseffekt. Dieser verweist beispielsweise darauf, dass der Einsatz neuer Medien kurzfristig durch deren Neuheit begünstigt werden kann. So sind zum Beispiel virtuelle Lernumgebungen im Vergleich zum Lernen aus einem Buch für viele Lerner anfänglich ungewohnt und aufregend (Noyes und Garland, 2006). Durch kurzfristige motivationale Vorteile können Lernunterschiede zu traditionellen Medien suggeriert werden, die jedoch nicht von Dauer sein müssen (Paechter, 2007). Auch dieses Problem kann beim Vergleich verschiedener Medien, Codierungsformen oder Sinnesmodalitäten auftreten.
Anstrengungsbereitschaft
Vergleicht man ein Computerlernspiel mit einer traditionellen Textdarbietung, so kann der Lernende aufgrund des spielerischen Charakters am Computer eine verminderte Anstrengungsbereitschaft an den Tag legen (vgl. Salomon, 1984). Dies wiederum kann die Lernleistungen reduzieren. Eine reduzierte Anstrengung könnte jedoch durch entsprechende Hinweise verbessert werden, welche auf die Schwierigkeit der scheinbar einfachen Lernmaterialien verweisen.
Aufforderungscharakter einer Vorhersage
Der Aufforderungscharakter, eine Vorhersage zu bilden, stellt ein weiteres methodisches Problem beim Vergleich verschiedener Medien, Codierungsformen oder Sinnesmodalitäten dar. So ist beispielsweise fraglich, ob eine Computersimulation im Vergleich zu einem Textbuch gleichermaßen kognitive Prozesse begünstigt, die eine Prognose über den weiteren Verlauf beinhalten (z.B. eine Wetterprognose). Grundsätzlich geht man davon aus, dass das Treffen einer Vorhersage eine Verbesserung der Lernleistung nach sich zieht (z.B. Byrne, Catrambone und Stasko, 1999; Hegarty, Kriz und Cate, 2003).
Passung zwischen Informationsdarbietung und -abfrage
Ein weiteres Problem beim pauschalen Vergleich von Medien, Codierungsformen oder Sinnesmodalitäten stellt die (fehlende) Übereinstimmung bei der Informationsdarbietung und ihrer Abfrage dar. Beispielsweise dürften beim Vergleich der Lernleistungen unter einer Text- und einer Bildgruppe die Ergebnisse davon abhängig sein, ob der anschließende Lerntest Texte und/oder Bilder enthält bzw. abfragt. Durch die Präsentation von Textfragen im Anschluss an ein Lernprogramm könnten vornehmlich Texte, die während der Informationsdarbietung zum Einsatz kommen, bevorzugt werden. Die Lernleistung bei zuvor präsentierten Bildern fällt möglicherweise dann besser aus, wenn auch der anschließend durchgeführte Lerntest Bilder enthält.
Andere Teilaspekte des Begriffes Multimedia
Nicht zuletzt gilt es zu beachten, dass die aufgeführten Teilaspekte Medien, Codierungsformen, Sinnesmodalitäten und Interaktivität häufig keineswegs unabhängig voneinander untersucht werden können (vgl. Moreno, 2006). Zum Beispiel führt ein Vergleich zwischen einer Text- und einer Animationsbedingung dazu, dass die Animation notgedrungen nicht in einem herkömmlichen Buch dargestellt werden kann, während der Text sowohl in Buchform als auch am Computer präsentierbar ist. Soll die Textgruppe den Lerntext der besseren Vergleichbarkeit halber deshalb am Computer lesen? Oder argumentiert man, dass die bestmögliche Bedingung zum Lesen eines Textes realisiert werden soll und aufgrund der Augenermüdung daher ein Buch zur Verfügung gestellt wird? Ebenso problematisch ist der Vergleich einer Textgruppe mit einer Lerngruppe, die eine Computersimulation nutzen soll. Darüber hinaus ist die Computersimulation per Definition interaktiv, während dies beim Lernen mit einem Text in aller Regel nicht der Fall sein dürfte.