Pauschale Vergleiche
Probleme pauschaler Vergleiche
Gestaltung
Von zentraler Bedeutung ist die fehlende Vergleichbarkeit verschiedener Medien, Codierungsformen oder Sinnesmodalitäten aufgrund der Konfundierung mit der Gestaltung der Lernmaterialien. Soll beispielsweise eine Textdarbietung mit der Präsentation einer Animation verglichen werden, so stellt sich die Frage: Ist die Textgruppe nur deshalb schlechter, weil der Text unverständlich verfasst wurde oder führen Texte generell zu schlechteren Lernleistungen als Animationen? Umgekehrt könnte man sich ebenso fragen, ob auftretende Lernunterschiede durch die schlechte Gestaltung der dynamischen Visualisierung bedingt sind. Einen prototypischen Text, auf den man den Vergleich beziehen könnte, gibt es ebenso wenig wie die prototypische Animation! Damit sind Codierungsform und Gestaltung konfundiert. Die aufgeführte Problematik gilt aber nicht nur für den Vergleich zwischen Texten und Animationen:
Beispiele zum Aspekt Gestaltung
- Vergleiche verschiedener Medien: Wie wurden die Informationen konkret durch das Buch und wie durch den Computer dargeboten?
- Vergleiche verschiedener Codierungsformen: Wie wurde bei einem Vergleich zwischen Bildern und Animationen beispielsweise die Bewegungsdarstellung in den Bildern vorgenommen (gar nicht, mit Pfeilen usw.)?
- Vergleiche verschiedener Sinnesmodalitäten: Wie wurden die visuell aufgenommenen Informationen genau gestaltet (z.B. als Text, als Bild usw.) und wie die auditiv aufgenommen (z.B. von wem gesprochen, in welcher Geschwindigkeit, erneutes Anhören möglich usw.)?
- Vergleiche unterschiedlicher Interaktivitätsgrade: Wie und in welchem Umfang wurde die Interaktivität genau realisiert?
- Kombination verschiedener Teilaspekte: Handelt es sich um einen gut geschriebenen Buchtext oder um eine gute Computersimulation?
Lerninhalt
Ein weiterer Kritikpunkt an den durchgeführten Pauschalvergleichen zwischen verschiedenen Medien, Codierungsformen oder Sinnesmodalitäten bezieht sich auf die Inhaltsabhängigkeit der Ergebnisse. Vergleicht man zum Beispiel eine Animation mit einer (illustrierten) Textdarstellung, so kann dieser Vergleich stark davon abhängen, ob man etwa als Lerninhalt historische Fakten vermitteln will oder aber Lernenden beibringen möchte Krawatten zu binden. Vermutlich eignet sich letztgenannte Variante eher dafür, mittels einer dynamischen Visualisierung vermittelt zu werden (vgl. hierzu auch Fischer, Lowe und Schwan, 2008; Wong et al., 2009). Aus einer Untersuchung an einem solchen Lerninhalt aber eine prinzipielle Überlegenheit von Animationen gegenüber Bildern oder Texten abzuleiten erscheint unzulässig. Folgende weitere Beispiele sollen die Wichtigkeit des Lerninhaltes verdeutlichen:
Beispiele zum Aspekt Lerninhalt
- Vergleiche verschiedener Medien: Sollen historische Fakten oder eine neue Programmiersprache mit Hilfe eines Buches oder dem Computer erlernt werden?
- Vergleiche verschiedener Codierungsformen: Soll eine bestimmte Lerntheorie oder aber die Funktionsweise einer mechanischen Uhr (oder eines Flaschenzugs) mittels statischer oder dynamischer Visualisierungen vermittelt werden?
- Vergleiche verschiedener Sinnesmodalitäten: Handelt es sich bei dem Lernmaterial um unbekannte Vokabeln, die einschließlich ihrer Aussprache erlernt werden sollen oder aber um das Aussehen verschiedener Kirchengebäude? Beides könnte sowohl visuell als auch auditiv vermittelt werden.
- Vergleiche unterschiedlicher Interaktivitätsgrade: Soll ein komplexes mathematisches Modell oder aber ein philosophischer Ansatz erlernt werden?
- Kombination verschiedener Teilaspekte: Erläutert ein Buchtext oder eine Computersimulation ein komplexes mathematisches Modell oder aber einen philosophischen Ansatz?