Kognitive Theorie multimedialen Lernens
Gedächtnisspeicher
In der CTML werden drei Gedächtnisspeicher unterschieden, der sensorische Speicher, das Arbeitsgedächtnis und das Langzeitgedächtnis (Mayer und Moreno, 2003). Abbildung 10 zeigt den Zusammenhang zwischen diesen Gedächtnisspeichern bei der Verarbeitung einer präsentierten multimedialen Botschaft. Nachfolgend werden die drei Strukturen erörtert.
Sensorischer Speicher
Die aus der Außenwelt in Form von Wörtern und Bildern (pictures) eintreffenden Informationen werden mit Hilfe der Augen und Ohren des Lernenden im sensorischen Speicher aufgenommen. Dabei sind mit Worten sowohl gesprochene als auch geschriebene Worte gemeint. Zu Bildern (pictures) zählen nach Mayer (2005a) auch dynamische Visualisierungen. Der Pfeil von "Wörter" zu "Augen" in Abbildung 10 betrifft hingegen gedruckte Textelemente. Der sensorische Speicher erlaubt es, die erfassten Informationen in exakter Form für einen sehr kurzen Zeitraum im visuellen oder auditiven Speicher präsent zu halten (vgl. dazu den ikonischen und echoischen Speicher in anderen Gedächtnismodellen).
Arbeitsgedächtnis
Von zentraler Bedeutung innerhalb der CTML ist das Arbeitsgedächtnis. Hier werden Informationen temporär zwischengespeichert und modifiziert. Die Verarbeitung erfolgt dabei bewusst (2005a).
In Abbildung 10 stellt die linke Seite des Arbeitsgedächtnisses die Repräsentation des Rohmaterials dar, die aus der Umwelt über den sensorischen Speicher in Form von Tönen oder Bildern (images) ins Arbeitsgedächtnis gelangt. Zuvor findet eine Wort- und Bildauswahl statt. Nachdem das Rohmaterial als visuelle (einschließlich räumliche) oder auditive Repräsentationen in das Arbeitsgedächtnis gelangt ist, können mentale Transformationsprozesse stattfinden (Abbildung 10). Beispielsweise kann aus der auditiven Repräsentation "Hund" ein mentales Bild eines Hundes generiert werden.
Die Weiterverarbeitung der im Arbeitsgedächtnis befindlichen Töne und Bilder (images) erfolgt durch kognitive Organisationsprozesse, die zu verbalen oder piktorialen (bildhaften) mentalen Modellen führen. An dieser Stelle sind keine Transformationsprozesse zwischen diesen beiden Modellen mehr vorgesehen (Abbildung 10). Die Integration des in den beiden mentalen Modellen gespeicherten Wissens mit dem Vorwissen des Lernenden, welches sich im Langzeitgedächtnis befindet, läuft ebenfalls im Arbeitsgedächtnis ab (Mayer und Moreno, 2003).
Langzeitgedächtnis
Das Langzeitgedächtnis beinhaltet sämtliches Vorwissen des Lernenden. Im Gegensatz zum Arbeitsgedächtnis kann es zwar sehr große Informationsmengen über längere Zeiträume speichern, jedoch muss das dort gespeicherte Wissen ins Arbeitsgedächtnis gebracht werden, um aktiv und bewusst darüber nachdenken zu können (Mayer, 2005a).