Adaptive E-Learning Umgebungen sind unter Forschern und Lehrenden mit diversen positiven Erwartungen verknüpft. Derartige
Lernumgebungen sollen beispielsweise eine kognitive Überlastung (Corbalan, Kester und Van Merriënboer, 2006; Van Gerven et
al., 2006) sowie das Phänomen der Desorientierung des Lernenden bei der Lektüre von Hypertexten ("lost in hyperspace") verhindern (Chen, C.-M. et al., 2005; Chen, S. Y. et al., 2006). Zudem soll die benötigte Lernzeit reduziert und zugleich
die Behaltensleistungen verbessert werden (Conlan, Hockemeyer, Wade und Albert, 2002). Weitere Ziele sind die Erhöhung der
Attraktivität des Lernmaterials (Muntean und Muntean, 2009) sowie eine Verbesserung der Lernmotivation (Kareal und Klema,
2006) und Lernzufriedenheit, um die hohen Abbrecherquoten in E-Learning Kursen zu senken (Dagger, Wade und Conlan, 2005). Lernen soll zudem effektiver und effizienter gestaltet (Chen,
C.-M. et al., 2005; Shute und Towle, 2003) und/oder die gesamte Wissensvermittlung revolutioniert werden (vgl. Scalise et
al., 2007).
Potentielle Probleme
Neben diesen zahlreichen potentiellen Vorteilen adaptiver Lernumgebungen sind auch deren mögliche Probleme zu bedenken, obgleich
diese in der Literatur häufig keinerlei Berücksichtigung finden. So kann das Verhalten adaptiver Systeme von Lernenden als
nicht nachvollziehbar wahrgenommen werden (Stichwort: black box) und somit den subjektiven Kontrollverlust des Nutzers begünstigen. Fehleinschätzungen des adaptiven Systems über den Lernenden
dürften diesen Effekt beträchtlich verstärken. Des Weiteren ist bei besonders plötzlichen Veränderungen der Lernumgebung (z.B.
der Navigationsstruktur) durch das adaptive System mit Desorientierung und Frustration sowie einer gesteigerten kognitiven
Beanspruchung des Anwenders zu rechnen (Ahmad et al., 2004).