Im Vorfeld der Untersuchung
Autorenwerkzeuge
Definition: Autorenwerkzeuge
Zur Erstellung von Lern- und Versuchsmaterialien können verschiedene Autorenwerkzeuge auch Autorensoftware, Autorensysteme oder Autorentools genannt eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um Computerprogramme, die zur multimedialen Aufbereitung von Lerninhalten und Entwicklung von Lernsoftware genutzt werden können.
Allgemeine Hinweise
Grundsätzlich gilt: Je größer der Funktionsumfang der verwendeten Software, desto mehr Gestaltungsspielraum und Flexibilität steht dem Autor zur Verfügung. Zugleich ist jedoch häufig eine längere Einarbeitungszeit erforderlich. Daher sollte man vorab genau abwägen, auf welches Werkzeug man bei der Ausarbeitung der Materialien zurückgreifen möchte. Bei den meisten Angeboten kann auf zahlreiche Vorlagen (templates) zurückgegriffen werden, welche die Entwicklungszeit reduzieren. Weitere Entscheidungskriterien zur Wahl eines Autorenwerkzeuges betreffen die Anschaffungskosten und Verbreitung der Software. In der Regel bieten Demoversionen die Möglichkeit, das Programm vor dem Kauf zu testen.
Überblick
Die nachfolgende Aufzählung liefert einen unvollständigen Überblick über Autorenwerkzeuge (vgl. Hesse, 2006) sowie anderen Möglichkeiten zur Erstellung von Lern- und Versuchsmaterialien. Weiterführende Informationen finden sich hier.
- Adobe Produkte: Die Softwarefirma Adobe bietet eine Reihe von Produkten, die zur multimedialen Aufbereitung von Lerninhalten genutzt werden können und ursprünglich von der Firma Macromedia stammen. Neben Adobe Flash sind hier Adobe Director und Adobe Authorware zur nennen.
- Adobe Flash: Mit der Autorensoftware zu Flash (Flash CS4 Professional) lassen sich umfangreiche Webanwendungen erstellen. Auf den ersten Blick handelt es sich um eine Kombination aus Graphikprogramm und Animationssoftware (Dyadio, 2007). Durch die Integration der objektorientierten Programmiersprache ActionScript 3.0 verfügt das Autorensystem über einen sehr großen Funktionsumfang. Während das Erlernen dieser Programmiersprache für Personen ohne Programmierkenntnisse relativ zeitaufwendig ist, kann eine einfache, interaktive Animationssequenz leicht und ohne größeren Aufwand erzeugt werden. Vorteilhaft ist auch die hohe Verbreitung von Flash. Auf der Webseite www.neuronalesnetz.de besaßen beispielsweise 96.5% der Besucher im Jahr 2008 einen Flash Player. Dieser Player kann zum Abspielen der erstellten Webanwendungen kostenlos heruntergeladen werden, während die Anschaffungskosten für die Autorensoftware etwa 750 Euro (ca. 130 Euro für Schüler und Studenten) betragen.
- Adobe Director: Dieses Autorenwerkzeug kann ebenfalls zur Aufbereitung von E-Learning Inhalten verwendet werden und wird häufig zur Entwicklung komplexer Multimediaprogramme genutzt. Wie Adobe Flash verfügt die Software durch eine objektorientierte Programmiersprache hier Lingo genannt sowie durch die Unterstützung von JavaScript über eine sehr große Funktionsvielfalt, benötigt aber eine aufwendige Einarbeitung. Im Gegensatz zu Flash können auch 3D-Elemente leicht eingebunden werden. Dadurch lassen sich beispielsweise Computerspiele erstellen, die über eine virtuelle, dreidimensionale Umgebung verfügen und trotzdem über einen Webbrowser sowie mit Hilfe des kostenfrei zu beziehenden Shockwave Players abspielbar sind. Der Verbreitungsgrad dieses Players im Internet liegt jedoch deutlich unter dem des Flash Players. Nach Angaben von Adobe besitzen 59.0% (Stand: Dezember 2008) der Websurfer den Shockwave Player. Der Anschaffungspreis für das Autorensystem beträgt ca. 1000 Euro.
- Adobe Authorware: Dieses Programm wurde speziell für die Erstellung von E-Learning Software konzipiert. Das Autorenwerkzeug unterstützt die Skriptsprache JavaScript sowie eine interne Skriptsprache. Die Einarbeitungszeit in Adobe Authorware soll relativ zeitaufwendig sein. Zum Abspielen der Inhalte wird der kostenlos downloadbare Authorware Web Player benötigt, der deutlich geringer verbreitet ist als der Flash Player. Die erstellten Dateien können außerdem schnell sehr groß werden und dadurch als Webanwendung längere Ladezeiten verursachen. Die Autorensoftware Adobe Authorware ist für etwa 3000 Euro zu beziehen.
- Java-Applet: Neben den aufgeführten Adobe Produkten lassen sich interaktive E-Learning Inhalte auch als Java-Applets realisieren. Dabei handelt es sich um Computerprogramme, die in der objektorientierten Programmiersprache Java erstellt wurden und in der Regel in einem Webbrowser ausgeführt werden. Die Funktionsvielfalt von Java kann als sehr groß bezeichnet werden, wobei für Benutzer ohne vorherige Programmiererfahrungen eine zeitaufwendige Einarbeitung erforderlich sein kann. Im Vergleich zu Flash ist Java geringfügig schlechter verbreitet. Im Jahr 2008 verfügten zum Beispiel 94.3% der Websurfer auf der Internetseite www.neuronalesnetz.de über Java. Im Gegensatz zu Flash ist nicht nur die Java Virtual Machine (Java VM) zum Abspielen der Java-Applets, sondern auch die Software (z.B. Eclipse) zur Erstellung dieser Applets kostenfrei zu beziehen. Nachteilig ist hingegen die relativ lange Ladezeit zur Initialisierung, die für die erstmalige Nutzung der Java VM als Benutzer erforderlich ist.
- MatchWare Mediator: Mit dieser Autorensoftware lassen sich Multimedia-Anwendungen auch per "Drag and Drop" ("Ziehen und Fallenlassen") und ohne programmieren zu müssen, erstellen. Die generierten Inhalte können unter anderem als Webseite (HTML oder Flash) gespeichert und auf Wunsch auf einen Webserver geladen werden. Das nur für Microsoft Windows erhältliche Programm gilt als leicht zu bedienen, bietet dafür aber eine geringere Funktionsvielfalt im Vergleich zu anderen Autorensystemen. Der Preis für die aktuelle Version Mediator 9.0 liegt bei etwa 540 Euro.
- CaseTrain: CaseTrain stellt ein Autorenwerkzeug dar, welches auf Adobe Flash basiert und unter der Projektleitung von Herrn Puppe entwickelt wurde. Die Software bietet Dozierenden der Universität Würzburg eine komfortable Möglichkeit, auf Grundlage einer Textdatei multimedial aufbereitete Problemlöseaufgaben zu erstellen. Zudem beinhaltet das System diverse Rückmeldungen für die Dozenten wie etwa die Angabe von Trennschärfen (Korrelation einer einzelnen Aufgabe mit dem Gesamttest) zu den einzelnen Lernfragen. Mittlerweile steht eine Vielzahl fallbasierter Trainingskurse zur Verfügung. Studierende der Universität Würzburg können die Übungen über die universitätsweite Lernplattform WueCampus abrufen, während sich externe Besucher von einigen vereinfachten Kursen auf der folgender Internetseite ein Bild machen können. Zur Nutzung wird lediglich ein Webbrowser sowie der kostenlos zu beziehende Flash Player benötigt. Die Verwendung des Autorentools ist aktuell allerdings noch Mitarbeitern der Universität Würzburg vorbehalten.